Science-Streetart-Workshop mit Kidpone und Philipp Schrögel
Das Werk »Robotic« ist vieles gleichzeitig: Einerseits ist es Kunst auf Kunst, denn das Wandgemälde ist auf dem »Bandstand« am Eingang zum Stadtteil Rieselfeld angebracht. Das Betonbauwerk ist selbst an sich ein Kunstwerk und wurde 2012 vom schottischen Künstler Nathan Coley geschaffen. Andererseits ist es Wissenschaft auf der Bühne, denn der »Bandstand« ist auch eine Bühne für den Stadtteil – inspiriert von Pavillons in englischen Parks des 19. Jahrhunderts – und das Werk wiederum bildet die Eindrücke von zehn Jugendlichen zum Thema »Künstliche Intelligenz« ab. Das Mural entstand im Rahmen eines Graffiti-Workshops, der eine Angebot im Freiburger Ferienpass 2019 war. Zu Beginn des Workshops sorgte ein Graffiti-Stadtrundgang zu einigen der anderen Werke von Stadtwandforschung: Künstliche Intelligenz und Streetart inklusive eines kurzen Vortrags des Wissenschaftlers Dr. Philipp Kellmeyer am Werk, für das seine Forschungsarbeit Themenpate war, für einigen kreativen Input. Der Graffiti-Künstler und Grafiker Kidpone, der auch die spätere Graffiti-Arbeit im Workshop anleitete, gewährte dabei auch einige Einblicke in die Freiburger Graffiti-Szene und verschiedene Stile und Arbeitstechniken. Ein anschließender Besuch im Roboterlabor »Autonomen Intelligente« Systeme der Universität Freiburg vermittelte den Jugendlichen ein paar Eindrücke aus der aktuellen Forschung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz – ob im Roboter »Obelix« oder in selbstfahrenden Autos oder Landwirtschaftsmaschinen.
Mit diesem Input im Kopf ging es an die Wand ins Rieselfeld: Nach einer Grundierung der gesamten Fläche arbeiteten die Jugendlichen zwei Tage in kleinen Teams an verschiedenen Teilmotiven, die zusammen ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk ergeben. Die einzelnen Teile setzen sich mit verschiedenen Aspekten von Künstlicher Intelligenz auseinander. Auf der linken Seite wird die Verschmelzung von Mensch und Maschine, aber gleichzeitig auch die Einzigartigkeit von menschlichen Emotionen und Gedanken thematisiert. In der Mitte findet sich einerseits der Titel des Gesamtwerks, der in der Typografie der Schriftzüge von Heavy-Metal Bands eine Anspielung auf den Hauptwerkstoff von Robotern enthält. Andererseits wirft eine Masse an defekten Robotern die Frage nach der Nachhaltigkeit von Automatisierung und Massenproduktion auf, die sich auf für massenhaft hergestellte künstlich intelligente Roboter stellen wird. Auf der rechten Seite sind Wärmebildkonturen von Menschen und einem Roboter zu sehen – so wie ein Roboter oder selbstfahrendes Auto diese in Infrarotsicht sehen würde. Der Turm vermittelt einen Blick in eine dystopische Zukunft, in der ein allsehendes Auge sein gesamtes Umfeld im Blick hat. Aber ist das so dystopisch? schließlich hat ein selbstfahrendes Fahrzeug auch seine gesamte Umgebung im Lasersensoren oder in Zukunft auch Infrarotblick, wie die umliegenden Figuren zeigen. Und da ist das durchaus gewollt um sicher fahren zu können. Der Zeitpunkt in der Zukunft ist nicht zufällig gewählt, aber was genau hinter dem Jahr 2038 steckt muss jede*r selbst herausfinden.
Der Workshop wurde gemeinsam von der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem kulturaggregat e.V., dem Jugendhilfswerk Freiburg – insbesondere Evelyn Kurz – und dem Wissenschaftskommunikator Philipp Schrögel konzipiert und umgesetzt. Ein herzlicher Dank geht an das BürgerInnen Informations Zentrum Rieselfeld, insbesondere Frau Obi und die Rieselfelder Künstlerin BEN.
Ergebnisse des Workshops sind in der Fotogalerie des Informationszentrum Rieselfeld einsehbar.